Am 22. Februar wurde in Gellep-Stratum am Ortsausgang Richtung Lank das Skulpturenpaar "Legionär und Frankenfrau" enthüllt. Gregor Roosen, Geschäftsführer des Bürgervereins, begrüßte die trotz des winterlichen Wetters mit Schneeflocken und kaltem Ostwind zahlreich erschienenen Gäste, auch Elmar Jakubowski, Bezirksvertretung Uerdingen-Gellep-Stratum sowie eine Vertreterin der Firma Cargill. Die neue Beschallungsanlage hatte ihren ersten Einsatz, sodass alle die Redner gut verstehen konnten.
Der Leiter des Museums Linn, Dr. Reichmann, erinnerte in seiner Ansprache daran, dass Spanier, Ungarn und Ägypter als "Römer" im Gebiet des Kastells Gelduba mit den Franken gelebt haben. Es gab also schon damals Multikulti.
Die Rede der Künstlerin, Annedore Schiffer zu Juliusburg, die seit einigen Jahren in Gellep-Stratum wohnt, veröffentlichen wir vollständig:
Die Skulptur erinnert nicht nur an die Vergangenheit, in der sich verschiedene Völker, Dr. Reichmann sagte es, Legionäre aus Spanien, Ägypten und Ungarn hier mit einheimischen Franken verbunden haben; sie ist ein Symbol für gelungene Integration und gegenseitige Befruchtung von Völkern, aus denen die rheinische Kultur hervorging. Die Skulptur schlägt auch einen Bogen in die heutige Zeit, in der viele Menschen eine Verunsicherung ihrer Werte erleben und nicht mehr wissen, woran sie sich orientieren sollen. Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber hat gesagt, der Mensch wird erst zum ICH, in dem er ein Gegenüber hat, ein DU. Identität entsteht aus Beziehung, aus Bejahung, aus Dialog und aus Gegenüber. Das Ich und das Du gehören zusammen. Deshalb ist es wichtig, dass hier nicht allein ein römischer Legionär steht, sondern dass auch die Frau dabei ist. Der Mensch kommt zum Menschsein, indem er die Ganzheit seines Seins in Beziehungen lebt.
In der Postmoderne entstand das gesellschaftstheoretische Konzept von Geschlechtlichkeit losgelöster Identität, Gendermainstream. In Zeiten des Wertewandels sollten wir uns auf unsere Wurzeln besinnen. Männer und Frauen sind nicht gleich, doch sie sind gleichwertig. Wir sollten die Arbeit der Frau in der Familie wieder wertschätzen, die Arbeit der Kindererziehung, das Sein als Frau und Mutter. Männer und Frauen sollten einander wieder wertschätzen. Nur wer sich selbst und seine eigene Identität wertschätzt, kann auch den anderen, das Gegenüber, wertschätzen.
Bei der Arbeit in der Stahlplatte sind die Schatten der Personen stehen geblieben. Das Helle ist heraus geschnitten, so dass Licht und Sonne hindurch fallen können und im immer anderen Licht die Skulpturen immer neu und anders erscheinen. Der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung sprach vom Schatten, vom Animus und Anima, die wir in uns tragen. Vom unbewussten Männlichen und Weiblichen, die in uns wohnen und die in der Beziehung mit dem Gegenüber gelebt werden. Jung wies auch auf die Wichtigkeit von Symbolen hin, die uns umgeben und auf uns zurück wirken. Bilder und unsere Umgebung wirken auf unsere Seele.
Daher war es mir wichtig, hier am Ortseingang, wo diese ungestaltete Fläche war, etwas Schönes zu schaffen, was uns freundlich empfängt, wenn wir nach Hause zu unseren Familien kommen. Dieser Ort ist ein Ort, in dem Familien gut leben können.
Unsere Kultur braucht die unterschiedlichen Qualitäten und Leistungen der Geschlechter zur Stabilisierung von Ehe und Familie. In einer guten Ehe können auch glückliche Kinder heranwachsen. Und so hat die Frauenskulptur im Laufe der vier Jahre, die die Arbeit an der Realisierung der Skulptur gebraucht hat, auch ein Kind bekommen, was sie nun auf dem Arm trägt. Ich wünsche mir, dass Männer und Frauen wieder mehr Wertschätzung für einander haben. Berufstätigkeit und Geld zu verdienen in einem Beruf ist nicht der einzige wahre Sinn im Leben. Die Fürsorge füreinander, das verantwortungsvolle Vatersein und Muttersein sind wichtig im Leben. Sie werden heute oft als Schattenleistungen wahrgenommen, denen der Wert abgesprochen wird. Die Skulptur steht auch für die Familie, für Männer und Frauen, die sich aufeinander beziehen und die miteinander eine Familie gründen.
Und ich wünsche allen, dass sie hier an diesem Ort glücklich leben und dass Kinder hier gesund und glücklich aufwachsen.