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Kriegsende, erzählt von Käthe Volz

05.10.2015

Zeitzeuge berichtet

Käthe Volz war bei Kriegsende zehn Jahre alt und wohnte in Gellep-Stratum, Taubenacker 20.
Während des Krieges blieb ihr die Sorge um den Vater erspart, denn er musste nicht an die Front, sondern in Breyell / Kreis Viersen Gräben ausheben.

"Trotz des Krieges hatte ich eine schöne Kindheit. Nur einmal erlebte ich in Gellep-Stratum etwas ganz schreckliches. Ein englischer Pilot sprang mit dem Fallschirm ab und wurde von einem Nazi abgeschossen", erinnert sich K. Volz. Zur deutschen Artillerie, die mit Fliegerabwehrkanonen (Flak) am Heidberg stand, hatten die Gellep-Stratumer ein gutes Verhältnis. "Das sind unsere, sie gehören zum Dorf", hieß es.

Rechte & Pflichten des Luftschutzbunkerwartes

Der Bunker in Gellep-Stratum befand sich an der Kaiserswerther Straße beim Hof der Familie Weyers. Durch den Drahtfunk im Radio wusste die Bevölkerung, wann die Flugzeuge kommen und konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Weil man wegen der Luftangriffe fast jede Nacht in den Bunker musste, hatte jeder ein Bett oder eine Couch in den Bunker gebracht. Die Anordnung für die Luftschutzgemeinschaft und die Aufgaben des Luftschutzwartes stellte uns Willi Pottmeier zur Verfügung; er bekam es von seinem Schwiegervater.

Ab Oktober 1940 wurden Schulkinder aus den vom Luftkrieg bedrohten deutschen Städten längerfristig in weniger gefährdeten Gebieten untergebracht. "Ich durfte dreimal für viele Monate nach Forst in der Lausitz und verbrachte dort bei der wohlhabenden Familie des Stofffabrikdirektors Wildekopf eine unbeschwerte Zeit. Ich bin sogar in der Neiße geschwommen," erzählt K. Volz. "Eines Tages musste ich abgeholt werden, weil dort die Russen vor der Tür standen."

Bei einem Luftangriff der Amerikaner im Mai 1944 auf das Hafengebiet wurde auch in GellepStratum einiges zerstört, auch die Kirche an der heutigen Ecke Düsseldorfer Straße / Römerstraße. Als die Amerikaner Anfang März 1945 nach Gellep-Stratum kamen, ließen sie alle Häuser räumen, alle Bewohner mussten das Dorf verlassen.

Käthes Vater arbeitete bei der Firma Winkmann, von der er Pferd und Wagen bekam, um mit seiner Familie zu Verwandten nach Krefeld-Traar zu ziehen. Nach fünf Wochen durften sie wieder nach Hause. Einige Nachbarn hatten gemeinsam ein großes Loch gegraben, in dem sie ihre Wertsachen versteckten, die sie nach der Rückkehr auch gemeinsam wieder hervor holten.

Endlich Frieden!

In Gellep-Stratum lebten damals etwa 1.700 Menschen, Käthe kannte alle; jeder kannte jeden. Ihre Eltern, Margarete und Stefan Kreutz, waren für die Verteilung der Lebensmittelmarken zuständig, ohne die man nichts bekam. Weil es ca. 20 Bauernhöfe gab, die Helfer auf den Feldern benötigten und in Naturalien bezahlten, gab es keine große Hungersnot. Ein Russe, der auf einem Bauernhof arbeiten musste, wurde bei Familie Kreutz zum Essen und Schlafen einquartiert.

Man hatte wieder Spaß, feierte „Wurstessen“, traf sich am Sonntag in der Kirche und anschließend beim Frühschoppen.

Bald nach Kriegsende fand sich der Kirchenchor wieder zusammen und probte mit Schulleiter Schlippes, bis Chorleiter Peter Hagemus aus der Gefangenschaft zurück kam. "Irgendwann im Jahr 1949 oder 1950 stand ein hagerer Mann vor der Tür: Onkel Max, mein Pflegevater aus Forst in der Lausitz", berichtet K. Volz. Die Überraschung war groß. Max Wildekopf war auf der Suche nach Arbeit und wollte es in der Stofffabrik in Iserlohn versuchen, wo man ihn mit Kusshand einstellte.

Wir bedanken uns bei Käthe Volz für das Gespräch und die Fotos.

Anbei eine PDF zu:   "Rechten und Pflichten des Luftschutzbunker´s".